Karten-Grading: Übersicht über PSA, BGS, EGS & Co.

Das Bewerten von Karten durch PSA und Co ist aufwändig. Es kostet nicht nur Geld, sondern man wartet Monate, bis die eigene Karte im Hartcase zurückkommt. Und wäre das nicht schon genug, ergeben sich für uns in Deutschland noch weitere Hürden aufgrund dessen, dass nicht alle Anbieter alle Karten graden, sondern teilweise nur englische Karten. Da ich schon länger Yu-Gi-Oh! spiele und auch noch Pokémon-Karten aus meiner Jugend habe, habe ich etwas Recherche betrieben, und möchte meine Ergebnisse in einer Übersicht mit euch teilen.

Generelles zum Grading

Eines Vorweg, weil ich gerne kritisch bei so spontanen Hypes wie dem Grading-Hype bin: Karten durch externe Firmen bewerten und konservieren zu lassen ist kein neues Thema. Bereits seit Jahrzehnten ist das für Sammelkarten aus dem Sportbereich gang und gäbe. Dies schwappte zunächst über zum ältesten TCG, Magic the Gathering, erreichte dann auch das zweitälteste, Pokémon, und bahnt sich nun auch für Yu-Gi-Oh! an.

Viele ältere Beiträge kommen quasi aus einem anderen „Zeitalter“, auch wenn sie nur ein Jahr alt sind. Viele äußere Faktoren haben sich geändert. So verhindert der Brexit von Ende 2020, dass wir heute über Partnerfirmen in England noch Karten zu den amerikanischen Firmen schicken können, was in älteren Artikeln empfohlen wird. Denn die Möglichkeit besteht zwar noch, bedeutet aber zusätzliche Zollgebühren und Verwaltung, da England kein Teil unserer EU-Zollgrenzen mehr ist. Zudem, aber das wird sich hoffentlich bald wieder legen, sorgt die Pandemie für starke Verzögerungen beim Versenden von Karten. Eine einfache Brief-Sendung an eine Freundin von mir hat beispielsweise über einen Monat in die USA gebraucht.

Im Übrigen ist das hier natürlich keine Beratung, weder finanziell noch darin, wie ihr mit Wertgegenständen in eurer Sammlung umgehen sollt. Bitte recherchiert gegen, bevor ihr eine Entscheidung trefft, wie ihr mit euren Sammlungskarten vorgehen wollt. Wer sich über den finanziellen Aspekt, insbesondere eine mögliche (aber nicht garantierte!) Wertsteigerung durch solche Services informieren möchte, dem empfehle ich diesen Artikel.

Tabelle mit den Grading-Anbietern

Diese Daten entsprechen den Angaben, die ich auf den Webseiten der Anbieter im Februar 2021 finden konnte, bei Dollarpreisen wurde der entsprechende Wechselkurs zum 14.02.2021 gerechnet. Bei den Kosten gehe ich davon aus, dass es sich um eine Karte im Wert von 400€ handelt, wie es bei einer Karte meiner Sammlung gerade der Fall ist.

AnbieterKurz-ZusammenfassungSitzKostenDauerSonstiges
PSA (Professional Sports Authenticator)Bekanntester Anbieter, nimmt nur Englische Karten an, Fehldrucke werden nicht bewertetUSA (Zollgebühren fallen zusätzlich an)ab 42€ (50$)ca. 6-9 MonateCase kann nicht manipuliert werden
BGS (Beckett Grading Service)Die übliche Alternative für nicht-Englische Karten und FehldruckeUSA (Zollgebühren fallen zusätzlich an)29€ (35$)ca. 6-9 Monate
EGS (European Grading Service)Noch weniger bekannter Anbieter, der aber mehr und mehr genutzt wirdDeutschland20,90€2 MonateAndere berichten von mangelnder Qualität der Cases (Quelle)
GSG (Gold Standard Grading)Dieser Anbieter ist eher unbekannt für Yu-Gi-Oh!, bietet aber an, Karten in jeder Sprache zu graden.Deutschland20,00€2 MonateAufgrund von mangelnder Bekanntheit sind wenig Erfahrungsberichte auffindbar
Grading-Anbieter in der Übersicht, alle Preise zuzüglich Porto zum Anbieter und zurück, Stand Februar 2021

Viele der Informationen aus dieser Tabelle sind aus dritter Hand und ändern sich mit der Zeit. So ist die Dauer bei interkontinentalen Sendungen sehr stark schwankend. Aber auch die Bearbeitungsdauer beim Anbieter selbst variiert. Bei PSA zum Beispiel gibt es die Möglichkeit, für einen deutlich höheren Betrag priorisiert zu werden.

Ein paar Zwischenhändler bieten insbesondere für das PSA-Grading günstigere Gebühren als die 42€, die ich hier nenne, an. Das liegt daran, dass es für weniger wertvolle Karten eine günstigere Gebühr gibt. Nur ganz ehrlich: Warum sollte ich 15€ für das Grading einer 50€-Karte zahlen? Diesen Fall gibt es bestimmt, aber in der Regel möchte man doch eher seine richtig teuren Karten einschicken. Übrigens sind Karten oberhalb der 500€ noch einmal deutlich teurer im Grading.

Sollte das Grading dazu dienen, den Wert steigern zu wollen, ist BGS laut aktuellem Stand die beste Option, da PSA keine deutschen Karten bewertet, und die beiden deutschen Anbieter international (noch) nicht bekannt sind. Hierzu gibt es im Pokemon-Forum Bisaboard eine hilfreiche Diskussion.

Für die Versendung in die USA oder andere Länder außerhalb der EU fallen Zollgebühren an. Wie diese zu handhaben sind (Ausfuhrschein, Abgabe der 19% Mehrwertsteuer, sonstige Gebühren, …) ist in diesem Forum erklärt.

Faktoren für das Grading

Der Vollständigkeit halber hier noch eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Faktoren, die das Grading ausmachen. Man kann aber auch einfach als Faustregel sagen: Sobald eine Karte so aussieht, als ob sie öfter die Hände gewechselt hat oder gespielt worden ist, wird sie keine Top-Werte mehr erhalten. Seid hier ehrlich zu euch selbst, denn sonst zahlt ihr sehr viel Geld für einen Service, der euch nachher nur mit der Wahrheit in Form einer schlechten Grading-Zahl enttäuschen wird. Die Ausnahme bilden hier uralte Karten in erster Auflage, die eventuell trotzdem ein Einsenden wert sein könnten.

  • Oberfläche (Surface): Vorder- und Rückseite dürfen keine Kratzer, Dellen, Punkte, Dreck aufweisen.
  • Ecken (Corners): Die Ecken sind rund und in ihrer ursprünglichen Farbe, es ist nichts weiß.
  • Kanten (Edges): Keine Vergilbung durch „Fettgriffel“ (ein häufiger Tod von Turnierkarten), kein weiß, keine Ausfransungen.
  • Zentrierung (Centering): Bei Yugioh noch nicht so sehr ein Thema – in anderen Kartenspielen kann es vorkommen, dass die Karte links oder rechts breiter ist, ebenso oben/unten. Das kann unschön aussehen in der Vitrine, daher die Bewertung.
  • Weitere Faktoren: Ein paar der Anbieter haben noch andere Faktoren, die aber alle in dieselbe Richtung gehen. Schlussendlich kriegen nur die Karten gute Werte, die keinerlei Abnutzung haben.

Eure Erfahrung

Wie bereits anfangs gesagt, beruht dieser Artikel bisher vor allem auf eigener Recherche und Berichten von Bekannten. Daher bin ich dankbar um eure Erfahrungsberichte – wo habt ihr eingeschickt, und verlief alles zu eurer Zufriedenheit? Schreibt gerne in die Kommentare.

Kylina

Kylina ist Besitzerin von Yugioh-Forum.com und beschäftigt sich schon seit 2003 mit dem Yu-Gi-Oh! Sammelkartenspiel. Darunter fallen auch zahlreiche Schiedsrichter-Rollen wie zum Beispiel Head Judge (Oberschiedsrichter) vieler YCS Turniere und Europameisterschaften. Heutzutage kümmert sie sich um die europaweit bekannten Turniere von Silver-Cards.de, die regelmäßig in Ihrer Heimatstadt Köln stattfinden (mehr dazu unter https://silver-cards.de/news/yugioh-turniere-von-silver-cards-de/). Sagt gerne auf den Events Hallo! :)

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3 Antworten

  1. Karina sagt:

    PSA finde ich persönlich am besten, allerdings stört mich die lange Wartezeit. Ansonsten habe ich noch mit (WERBUNG ENTFERNT – ADMIN) ziemlich gute Erfahrungen gemacht.

  2. Marcel sagt:

    Danke für diese Übersicht! Eine Frage hätte ich allerdings: Was halte ihr von (Werbung Entfernt – Admin)? Habe viel Positives auf Instagram gelesen, aber selber noch nie Karten dort eingeschickt.. habt ihr damit schon mal Erfahrungen gemacht? Danke im Voraus. Liebe Grüße

  3. Kylina sagt:

    Liebe „Marcels“ und „Karinas“ da draußen: Es kann natürlich ein absolut doofer Zufall sein, dass ihr beide gaaaanz plötzlich vom selben Anbieter schreibt und auch unter den extrem wenigen Nutzern seid, die gleich zufällig die URL zur Hand haben. Wenn ja, tuts mir leid. Ansonsten, lieber Julian (oder Mitarbeiter von ihm) – bitte schreibe mich an, wenn du auf ehrliche Weise Werbung machen willst. Ihr verkauft doch ein tolles Produkt (oder?), da müsst ihr doch nicht den Weg der Schleichwerbung gehen. ;)

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